Thema: Was sind Gefühle?

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Was sind Gefühle?
25.05.2012 von Anonym

Was sind Gefühle?
25.05.2012 von Anonym

Hallo,

über Gefühle wird viel gesprochen und geschrieben. Naturgemäß auch gerade in diesem Forum. Dabei wird in der Regel von einem gemeinsamen Grundverständnis über Gefühle ausgegangen. Dieses gemeinsame Grundverständnis kann zumindest bei alexithymen Menschen nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Bitte beschreibt deshalb hier möglichst genau, wie ihr Gefühle erlebt. Wann diese Gefühle auftreten. Wie stark sie sind. Wie lange sie dauern. Was ihr spürt, wenn ihr ängstlich, wütend, verliebt, erfreut, voller Mitleid, traurig usw. seid. Was dabei in eurem Körper vor sich geht. Was ihr dabei denkt. Wie ihr handelt. Bitte verwendet dabei Begriffe, die möglichst einfach, eindeutig und nicht aus dem Bereich der Gefühle sind, damit sie nicht ihrerseits wieder erklärt werden müssen.

Vielen Dank

Re: Was sind Gefühle?
25.05.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

neuer Thread ist gut...da will ich doch gleich mal die Erste sein.

Als ich gerade darüber nachgedacht habe, welches Gefühl mir als letztes gut in Erinnerung ist, sind mir leider nur negative Gefühle eingefallen. Da muss ich doch mal im mich gehen, warum das so ist, aber das ist ja jetzt hier nicht das Thema.

Ich war vor ein paar Tagen traurig, weil ich mich von meinem Partner ungerecht behandelt gefühlt habe. Er hatte sich für den Nachmittag einige Dinge vorgenommen, die er erledigen wollte. Ich habe ihm dabei geholfen, das tun wir beide eigentlich immer ungefragt, wir sind i.d.R. ein gutes Team. Zwischendurch habe ich mal ausgeklinkt, was anderes gemacht. Plötzlich hat er mich aus dem Nichts angepflaumt, mir vorgeworfen, nicht aufmerksam zu sein. Diesen Ton kannte ich gar nicht von ihm, sonst ist er immer extrem ausgeglichen (oder beherrscht). Ich war mir keiner Schuld bewusst, war wie vor den Kopf geschlagen und schlagartig spürte ich ein Traurigkeit in mir aufsteigen. Als erstes schnürt es mir in solchen Momenten den Hals zu, so als ob jemand seine Hände fest um meinen Hals legt. Dann kommt ein Druck in der Magengegend dazu, ein bisschen so, als ob einem schlecht wird, weil man was Falsches gegessen hat. Tränen steigen einem unwillkürlich in die Augen, aber das habe ich einigermaßen im Griff. Durch tiefes Ein- und Ausatmen bekomme ich Tränen meist unter Kontrolle. Das bewusste Atmen hilft mir auch dabei, mich nicht komplett von diesem Gefühl überwältigen zu lassen, sondern den Kopf einzuschalten. Mein Kopf hat mir gesagt, dass er gar nicht mich meint, sondern einfach in diesem Moment total unzufrieden mit sich selbst war, weil er von vornherein einen komplett falschen Zeitplan gemacht hat und nicht alles erledigen konnte. Solche Fehler kann er bei sich überhaupt nicht leiden. Jedenfalls habe ich, statt mich in meine Traurigkeit und Verletztheit zurückzuziehen, ihm gesagt, dass sein Vorwurf falsch und ungerecht ist. Hat er eingesehen und sich zwar in diesem Moment noch schlechter gefühlt, weil nicht nur der Zeitplan mies war, sondern er mich noch zusätzlich verletzt hatte. War mir aber egal. Ich versuche mich weitestgehend vor solchen negativen Gefühlen zu schützen, vor allem wenn sie gar nichts mit mir zu tun haben.

Kannst Du mit der Beschreibung was anfangen?

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
26.05.2012 von Anonym

Hallo,

Dann sind entsprechende Schilderungen gar nicht pure dichterische Phantasie oder davon abgeleitete Übertreibung, um nicht zu sagen Geschwätz? "Ihr" fühlt tatsächlich so körperlich? Das ist erstaunlich. Mir ist völlig rätselhaft, wie das funktioniert. Da ist gar nichts am Hals bei einer vermeintlich ungerechten Behandlung und trotzdem glaubt ihr, dass euch jemand den Hals zu drückt. Ihr sagt das nicht nur so, sondern ihr spürt das tatsächlich so. Mir dämmert es, warum für euch die Gefühle und Gefühlsbeschreibungen von alexithymen Menschen diffus und undifferenziert sind und warum ihr manchmal so hysterisch seid. Da muss man ja noch viel mehr auf euch aufpassen, als ich bisher schon dachte.

Ich käme nie auf die Idee, dass eine ungerechte Behandlung dich in dieser Form traurig macht, mit solchen körperlich spürbaren Reaktionen. Ich würde wahrscheinlich merken, dass etwas nicht stimmt, denken was du schon wieder hast und dich in Ruhe lassen, bis du wieder "normal" bist und auf mich zu kommst. Ich war noch nie auch nur im entfernten Sinn traurig in solcher Form.

Fühlst du mehr oder weniger stark in dieser Form immer wenn du traurig bist? Und wenn du so fühlst bist du traurig? Du schriebst, dass du beim Sex manchmal an die Endlichkeit der Beziehung denkst. Spürst du das dann auch so körperlich?

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
26.05.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

ob das alle Gefühlsmenschen so empfinden, weiß ich nicht. Denkbar, dass es Unterschiede bei den körperlichen Reaktionen und Abstufungen bei der Intensität gibt. Hoffentlich melden sich noch andere zum diesem Thema, dann kann man klarer sehen.
Übrigens können nur Menschen, die mir sehr nahe stehen, eine solche extreme emotionale Reaktion hervorrufen. Würde man mich z.B. bei der Arbeit ungerecht behandeln, würde ich relativ emotionslos versuchen, die Dinge gerade zu rücken.

[quote:1ru22qdh]Fühlst du mehr oder weniger stark in dieser Form immer wenn du traurig bist? Und wenn du so fühlst bist du traurig?[/quote:1ru22qdh]

Jetzt wird es noch schwieriger für Dich. Ich fühle Traurigkeit auf verschiedene Arten. Was ich beschrieben habe ist eine schockartige plötzliche Traurigkeit, die eintritt, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert ist. Es gibt dann noch eine langanhaltende, unterschwellige Trauigkeit, die auf ersteres folgen kann, wenn keine Klärung einer unangenehmen Situation erfolgt oder z.B. wenn ein geliebter Mensch gestorben ist. Diese Traurigkeit würde ich mit dem Druck auf der Brust beschreiben, was wir aber schon mal hatten und Du nicht nachvollziehen konntest.
Ja, wenn ich diese Gefühle habe, bin ich traurig oder kennst Du eine Krankheit, die gleichzeitig so viele Symptome hervorrufen kann? ;)

[quote:1ru22qdh]Mir dämmert es, warum für euch die Gefühle und Gefühlsbeschreibungen von alexithymen Menschen diffus und undifferenziert sind und warum ihr manchmal so hysterisch seid.[/quote:1ru22qdh]

Ich kann mir gut vorstellen, wie hysterisch das für euch manchmal rüber kommen muss. Glaub mir, ich würde gerne darauf verzichten, so emotional zu reagieren, kann es aber nur sehr bedingt beeinflussen.

Das mit der Traurigkeit beim Sex hast Du glaube ich missverstanden. Da ging es nicht um die Endlichkeit der Beziehung, sondern um den Wunsch nach "Verschmelzung" und der Tatsache, dass das nur vorübergehend möglich ist. Man würde gerne in diesem Zustand bleiben, aber allzu schnell kehrt jeder wieder in seine eigene Gedanken- und Gefühlswelt zurück. Diese Traurigkeit hat was mit Sehnsucht zu tun und wird von mir körperlich nicht intensiv wahrgenommen. Das läuft eher im Kopf ab.

So ein schöner Tag und wir reden hier nur von Traurigkeit. Das nächste mal kommt Freude und Glück an die Reihe!

Gruß

Wanda

Re: Was sind Gefühle?
27.05.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:1mefg58u]Übrigens können nur Menschen, die mir sehr nahe stehen, eine solche extreme emotionale Reaktion hervorrufen. Würde man mich z.B. bei der Arbeit ungerecht behandeln, würde ich relativ emotionslos versuchen, die Dinge gerade zu rücken.[/quote:1mefg58u]
Sehr mysteriös.

[quote:1mefg58u]Fühlst du mehr oder weniger stark in dieser Form immer wenn du traurig bist? Und wenn du so fühlst bist du traurig?[/quote:1mefg58u]

[quote:1mefg58u]Ich fühle Traurigkeit auf verschiedene Arten.[/quote:1mefg58u]
Es wird immer mysteriöser.

Ohne dir/euch zu nahe treten zu wollen, habe ich den leisen Verdacht, dass in so einem "emotionalen Zustand" jedes beliebige "körperliche Zipperlein" zu einem Gefühl deklariert wird. Hoffentlich habe ich mich nicht zu blöd ausgedrückt. Ich meine es nicht so hart, wie es evtl. ankommt.

[quote:1mefg58u]Diese Traurigkeit würde ich mit dem Druck auf der Brust beschreiben, was wir aber schon mal hatten und Du nicht nachvollziehen konntest.[/quote:1mefg58u]
Druck auf der Brust beim Sex, kann ich insofern nachvollziehen, wenn ich mir jemand mit Gewicht auf der Brust vorstelle. Aber das hat ja mit Traurigkeit, oder Sehnsucht nichts zu tun.

[quote:1mefg58u]Ja, wenn ich diese Gefühle habe, bin ich traurig oder kennst Du eine Krankheit, die gleichzeitig so viele Symptome hervorrufen kann? ;)[/quote:1mefg58u]
Spontan fallen mir berufliche Besprechungen in Hemd/Bluse mit zu engem Kragen oder gar Krawatte, bei gleichzeitiger Magen-Darm-Verstimmung ein. Oder eine simple Schlägerei. Wobei das letzte eher keine Krankheit ist. :)

[quote:1mefg58u]Glaub mir, ich würde gerne darauf verzichten, so emotional zu reagieren, kann es aber nur sehr bedingt beeinflussen.[/quote:1mefg58u]
Bei meiner Frau habe ich auch immer den Eindruck, dass das eher Probleme macht, als wünschenswert ist. Würde das aber die Thematik Alexithymie nicht auf den Kopf stellen? Alexithymie quasi als erstrebenswerter Zustand und Gefühle als wenig wünschenswert. Ich fände das ja voll in Ordnung. Ich finde das mit den Gefühlen eher unnormal bzw. unnatürlich.

[quote:1mefg58u]Das nächste mal kommt Freude und Glück an die Reihe![/quote:1mefg58u]
Da bin ich mal gespannt.

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
27.05.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

ich finde es nicht mysteriös (und jeder andere Gefühlsmensch sicher auch nicht), dass nahe stehende Personen stärkere emotionale Reaktionen hervorrufen, als fremde Menschen, selbst wenn es faktisch um die gleiche Sache geht. Deine Frau wird doch sicher auch eher bei Dir "hysterisch" (Deine Umschreibung), als beispielsweise bei ihrem Cousin 2. Grades.

[quote:3e9oo2e5]Ohne dir/euch zu nahe treten zu wollen, habe ich den leisen Verdacht, dass in so einem "emotionalen Zustand" jedes beliebige "körperliche Zipperlein" zu einem Gefühl deklariert wird.[/quote:3e9oo2e5]

Da liegst Du echt daneben. Würden sonst die gleichen "Symptome" in Verbindung mit immer den gleichen Gefühlen auftreten? Außerdem ist der zeitliche Zusammenhang oft so eng, dass etwas anderes schlichtweg auszuschließen ist.

[quote:3e9oo2e5]Würde das aber die Thematik Alexithymie nicht auf den Kopf stellen? Alexithymie quasi als erstrebenswerter Zustand und Gefühle als wenig wünschenswert. [/quote:3e9oo2e5]

Beim Thema negative Gefühle auf jeden Fall. Oft beneide ich meinen Partner, der gelassen neben mir sitzt und nach logischen Erklärungen/Lösungen sucht, während meine Gefühle Achterbahn spielen und es mir schwer fällt, einen klaren Gedanken zu fassen.
Aber wir haben (genau wie ihr) keine Wahl. Es ist wie es ist. Die Natur hat uns das so gegeben und damit müssen wir klar kommen. Außerdem gibt es da ja noch die positiven Gefühle, die man keinesfalls missen möchte und die das andere irgendwie aufwiegen.

Mir kommt es ein bisschen so vor, als würde ich versuchen, einem Blinden Farben zu erklären. Du merkst sicher auch, wie oft wir an Grenzen stoßen. Trotzdem werde ich versuchen, Dir Glücksgefühle anschaulich zu beschreiben...nur heute nicht mehr...bin schon zu müde.

Bis bald

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
29.05.2012 von Anonym

Hallo,
[quote:lzxsvfcf]Deine Frau wird doch sicher auch eher bei Dir "hysterisch" (Deine Umschreibung), als beispielsweise bei ihrem Cousin 2. Grades.[/quote:lzxsvfcf]
Hmm. Schwierig. Gerade die aus meiner Sicht wirklich hysterischen Reaktionen hätte ich eher situations- als personengebunden gesehen. Andererseits kommt es natürlich eher mit mir zu solchen Situationen.

[quote:lzxsvfcf]Würden sonst die gleichen "Symptome" in Verbindung mit immer den gleichen Gefühlen auftreten?[/quote:lzxsvfcf]
Nicht unbedingt.
Weil gefühlsprägende Erlebnisse gerne in der frühesten Kindheit stattfinden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die körperlichen Empfindungen sogar bei unterschiedlichen Menschen trotzdem recht ähnlich sind. Abgesehen davon sind die Symptome scheinbar ja auch beim einzelnen Menschen gar nicht so gleich:
[quote:lzxsvfcf]Übrigens können nur Menschen, die mir extrem nahe stehen, eine solche extreme emotionale Reaktion hervorrufen.
Ich fühle Traurigkeit auf verschiedene Arten.[/quote:lzxsvfcf]
Nach gleichen Symptomen bei gleichen Gefühlen hört sich das nicht an. Oder ich verstehe den Unterschied zwischen Symptomen und Gefühlen einfach nicht.

[quote:lzxsvfcf]Aber wir haben (genau wie ihr) keine Wahl…[/quote:lzxsvfcf]
Selbst zur Therapie gehen, statt uns zu schicken. ;-)

[quote:lzxsvfcf] Außerdem gibt es da ja noch die positiven Gefühle, die man keinesfalls missen möchte und die das andere irgendwie aufwiegen.[/quote:lzxsvfcf]
Als ein solches Gefühl hätte ich Liebe verstanden. Nach deiner ersten Kurzbeschreibung schien mir dabei aber auch mit Sehnsucht/Traurigkeit eher Negatives im Vordergrund zu stehen.

[quote:lzxsvfcf]Mir kommt es ein bisschen so vor, als würde ich versuchen, einem Blinden Farben zu erklären. Du merkst sicher auch, wie oft wir an Grenzen stoßen.[/quote:lzxsvfcf]
Ja. Scheint so. Wenn es leichter wäre, wären wir allerdings auch nicht hier.

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
31.05.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

das Thema Gefühle ist wirklich interessant und ich habe einen ganz brauchbaren Text über die Entstehung von Gefühlen gefunden:

"1. Eine Situation tritt ein, etwas passiert.
2. Die Situation ruft Gedanken in Ihnen hervor.
3. Aufgrund dieser Gedanken entsteht eine physiologisch-chemische Reaktion in Ihrem Gehirn.
4. Die chemische Reaktion, die aufgrund Ihrer Gedanken entstand, ruft Ihre Gefühle hervor - wie Sie diese Situation empfinden.
5. Ihre Gefühle rufen daraufhin weitere Gedanken ähnlicher Art hervor, die eine wiederum weitere chemisch-emotionale Reaktion bewirken, und so weiter.

Dieser ganze Prozess dauert nur ein paar Sekunden, oder gar nur Millisekunden! Wenn Sie Ihre erste Reaktion - also Ihre Gedanken über die Situation - nicht im Griff haben, werden Ihre Gefühle den weiteren Verlauf der Situation bestimmen, und damit verlieren Sie die Kontrolle über Ihre Gefühle...Unsere Gefühle entstehen, unabhängig ob unsere Gedanken den Tatsachen entsprechen oder nicht, automatisch als Folge der Gedanken."

Ich finde diesen Text insofern interessant, weil er zeigt, dass man Gefühle auch beeinflussen und steuern kann. So weit ich weiß funktioniert das aber nur begrenzt, weil einige Grundemotionen (z.B. Angst) den von der Großhirnrinde erzeugten bewussten Gefühlen vorausgehen.

Dich interessiert wahrscheinlich viel mehr, wie sich Gefühle "anfühlen". Also zurück zu unserem eigentlichen Thema.

Was passiert bei Freund und Glück? Ich würde Glück in erster Linie als innere Wärme bezeichnen, was nicht verwunderlich ist, denn die Haut wird aufgrund verbesserter Durchblutung wärmer und feuchter (hat man gemessen). Das Herz schlägt schneller und man verspürt so was wie eine positive Aufregung, einen Energieschub.

Wie ist das denn bei Dir, wenn Du etwas Positives erlebst? Läuft das dann nur gedanklich ab, ohne jede körperliche Reaktion?

[quote:2stwvmal]Nach gleichen Symptomen bei gleichen Gefühlen hört sich das nicht an. Oder ich verstehe den Unterschied zwischen Symptomen und Gefühlen einfach nicht.
[/quote:2stwvmal]

Ich kann mir schon vorstellen, wie schwierig das für Dich nachzuvollziehen ist. Stell Dir einfach vor, dass es zu jeder Kategorie Gefühle noch untergeordnete Kategorien gibt.
z.B.
1. Traurigkeit
1.1. Traurigkeit, weil man einen Menschen vermisst (nach Trennung oder Tod)
1.2. Traurigkeit, weil man sich schlecht oder ungerecht behandelt fühlt
1.3. Traurigkeit, weil man ein einer scheinbar ausweglosen Situation ist
etc.
Jede Art fühlt sich ein wenig anders an.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
31.05.2012 von RedQueen

hallo ihr zwei,

ich habe dieses thema von anfang an interessiert mitverfolgt und muss mich gerade einklinken, weil
ich so halb der meinung bin zu kapieren was wanda geschrieben hat, aber ich würde es gern komplett verstehen.
bis jetzt habe ich schon kapiert, dass ihr gefühlsmenschen verschiedene gefühle habt, um diese gefühle zu erkennen habt ihr unterschiedliche symptome (wie z. b. inneres warm werden oder klos im hals) und für jedes dieser gefühle gibt es auch noch unterkategorieren.
so das habe ich zwar kapiert, aber das ergibt irgendwie kein sinn. ich meine damit, dass ich mir nicht vorstellen kann wie das mit den symptomen funktionieren soll.

wie erkennst du (wanda) denn jetzt genau was du in welcher art für ein gefühl hast?
oder denkst du da gar nicht drüber nach sondern weißt das einfach, weil du das schon immer so gelernt hast?

Re: Was sind Gefühle?
01.06.2012 von Wanda

Hallo RedQueen,

die "Symptome" habe ich nur für Euch beschrieben, damit ihr euch vorstellen könnt, welche körperlichen Auswirkungen Gefühle haben. Ich selbst schließe nicht aus Symptomen auf meine Gefühle. Die kenne ich seit meiner Kindheit, kann sie auch so einordnen.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
01.06.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:3d8oolg0]Wie ist das denn bei Dir, wenn du etwas Positives erlebst? Läuft das dann nur gedanklich ab, ohne jede körperliche Reaktion?[/quote:3d8oolg0]
In den meisten Fällen nehme ich Positives schlicht und einfach hin. Es passiert, es ist positiv und fertig. Eine spezielle körperliche Reaktion dabei fällt mir nicht ein. Andererseits ist da irgendwo etwas Positives, am ehesten noch im Kopf. Aber kein klarer Gedanke. Eher ein diffuses Gefühl im Kopf, dass aber mit deiner Vorstellung von Gefühl vermutlich gar nichts zu tun hat.

Natürlich unterscheide ich Positives, Negatives und den Regelfall Normales. Aber ich kann das schwer genauer beschreiben. Ganz selten, das letzte Mal vermutlich vor ca. 6 Monaten passiert etwas Positives, so dass ich meine Reaktion darauf als meine Art von Freude beschreiben würde.

Wenn man die Augenbrauen fest zusammenzieht und dabei die Stirn heftig in Falten legt, entsteht doch so ein leichter Kopfdruck. Bei Ärger, Stress etc. habe ich so eine Art Druck quasi im Kopf. Bei Freude habe ich so etwas wie dieses Gefühl anders herum, quasi eine Befreiung im Kopf, ein ganz klarer Kopf. Evtl. dazu noch ein Gefühl in der Bauchregion wie ganz leichter, aber nicht unangenehmer Hunger. Diese Symptome sind nur ganz leicht, fast nicht wahrnehmbar, für meine Verhältnisse aber schon überschäumende Freude.

Tut mir leid. Meine Beschreibung ist unzulänglich. Ich habe selbst das Gefühl, dass sie nicht wirklich trifft. Aber besser bekomme ich es nicht hin.

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
01.06.2012 von Wanda

Hallo,

wieso sollte Deine Beschreibung unzulänglich sein? Du hast das sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Es hilft mir zu verstehen, was in euch vorgeht, bzw. eben nicht vorgeht.
Deine Frau wird sicher noch ein paar Tricks haben, zu erkennen, wie es Dir geht ;) .
Bei meinem Partner ist es jedenfalls so. Wenn er besonders gut drauf ist, sehe ich das nicht an seinem Gesicht, merke es aber an seiner "Geschäftigkeit". Er ist dann viel aktiver, macht Dinge, die uns beiden gut tun (z.B. ein schönes Essen) und ist gesprächiger.

Ich wünsche Dir ein erholsames Wochenende.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
02.06.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:2qyubgxb]wieso sollte Deine Beschreibung unzulänglich sein?[/quote:2qyubgxb]
Weil ich mit vielen Worten versuche etwas zu beschreiben, was ich nicht genau beschreiben kann. Ich kann nicht einfach und eindeutig schreiben: mir ist dabei warm. Ich kann nur ungefähr umschreiben. Es ist so und gleichzeitig doch wieder anders. Und je länger ich darüber nachdenke, desto unklarer wird mir selbst, wie es denn nun ist. Und so dreht sich das Rad wieder.

[quote:2qyubgxb]Es hilft mir zu verstehen, was in euch vorgeht, bzw. eben nicht vorgeht.[/quote:2qyubgxb]
Richtig, wenn du die konkrete Beschreibung als ungefähren Anhaltspunkt siehst. Ansonsten zeigen, glaube ich, eher die Art der Beschreibung und das "Drumherum" - z.B. meine derzeitigen Nacherklärungsversuche - wie es in uns zugeht.

Es besteht immer die Gefahr, dass ihr nach solchen Beschreibungen, mit denen wir selbst nicht ganz zufrieden sind, glaubt uns zu verstehen. So legt ihr uns leicht in Schubladen, aus denen wir schwer nur heraus kommen. Damit es nicht zu kompliziert wird, bestätigen wird dann oft sogar eure Schubladen. Oder um uns nicht zu widersprechen, weil doch etwas an der Schublade dran ist usw.

Es ist ganz schön kompliziert für uns. An dieser Stelle deshalb nochmal der Hinweis, dass ich nur von mir und meinen Erfahrungen bzw. Interpretationen spreche. Ich schreibe zwar wir und euch, aber ich habe keine Ahnung, ob das auch für andere zutrifft.

[quote:2qyubgxb]Deine Frau wird sicher noch ein paar Tricks haben, zu erkennen, wie es Dir geht.[/quote:2qyubgxb]
[Vorsicht: Aggressionen sind angeschaltet]
Stimmt. Vor 2 Tagen hat sie mal wieder mit bestechender Sicherheit erkannt, dass ich mal wieder fremd gehe. (Die unwichtige Wahrheit am Rande: Über 25 Jahre verheiratet, nie fremd gegangen. Zur Arbeit, zurück nach Hause, dann ständig mit Frau/Kindern zusammen, ähh nee laut Frau, ständig nur am Computer.)
Um nicht wütend zu reagieren, nur Kopf geschüttelt und drüber geschmunzelt, dann an Computer gegangen. Zettel von ihr: Du beachtest und respektierst mich nicht, Computer ist dir wichtiger als ich, liebst du mich noch usw. Also ich wieder zurück an Computer. Dann tut es ihr plötzlich ach so leid, sie liebt mich ja so sehr usw. Nur könnt ich zur Zeit bei jeder Berührung, jedem solchen Spruch, bei jedem Küsschen (da sind sie wieder) - ich sag mal - kotzen. Die volle Dröhnung aus dem Jammerthread hier, in dem man lesen kann, welche Qualen durch uns Gefühllose ihr ach so Gefühlvollen doch aus reiner Liebe auf euch nehmt...Was ich da manchmal gerne antworten würde.
[Entwarnung: Aggressionen sind wieder ausgeschaltet]

Vielleicht könnt ihr wirklich teilweise erkennen wie es uns geht. Vielleicht reagiert ihr dann manchmal wirklich hilfreich. Ich persönlich bin im Augenblick da wieder extrem skeptisch. Meine Erfahrung, auch mit anderen Gefühlsmenschen ist, dass diese Selbstsicherheit von Gefühlsmenschen, das Richtige zu fühlen, für Alexithyme gefährlich ist. Vielleicht resultiert die Unsicherheit und Unzufriedenheit mit eigenen Gefühlsbeschreibungen teilweise auch aus dieser Gefahr von krassen Fehleinschätzungen.

Irgendwie bin ich jetzt etwas vom Thema des Threads "Was sind Gefühle?" weg gekommen. Ist hoffentlich nicht zu schlimm.

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
02.06.2012 von RedQueen

Hallo wanda,

danke das du mir wieder mal einige bäume beiseite geschoben hast. der wald, den ich zuvor nicht erkennen konnte, wird immer klarer.

hallo anonym,

das was du beschrieben hast, über druck im kopf bei wut und frei im kopf bei freude, ist bei mir sehr ähnlich.
bei mir habe ich auch schon festgestellt, dass ich durchaus gefühle habe, ich lasse meine gefühle auch raus, ich bekomme davon allerdings gar nichts mit.
mal so als beispiel:
ich bin wütend, verhalte mich wütend (schlage die türen heftig zu) , ich denke wie ein wütender mensch (nehme alles als bösartigen angriff wahr) und ich reagiere wütend (bei fragen antworte ich patzig). meistens merke ich das erst, wenn ich nicht mehr wütend bin (da fällt mir auf, gestern habe ich das ander wahrgenommen als heute), oder an den reaktionen anderer (andere schauen mich erschrocken an, weil ich sehr patzig bin) oder wenn es mir jemand sagt. spühren tue ich gar nichts.
ich fühle mich im grunde genommen immer gleich, deswegen reagiere ich ziemlich verwirrt, wenn mir jemand sagt ich sei wütend, fröhlich, traurig etc.. mittlerweile streite ich solche bemerkungen nicht mehr ab, sondern nehme sie entweder so hin oder frage mich selbst, ob da was dran sein könnte. manchmal versuche ich auch in mich hineinzufühlen (um herauszufinden wie sich das gefühl denn anfühlt, von dem andere behaupten, das ich es habe). ich weiß allerdings noch immer nicht, wie sich gewisse gefühle anfühlen.
manchmal bin ich so frustriert, weil ich noch immer nichts fühlen kann, dass ich glaube die gefühlsmenschen denken sich diese symptome nur aus um mich zu ärgern.
ich weiß allerdings auch das die gefühlsmenschen mit ihrem erkennen von gefühlen nicht immer recht haben. sie liegen manchmal voll daneben und das nervt dann total.
auf arbeit sind z. b. alle meine arbeitskollegen der meinung ich sei total in meine ausbilderin verknallt. völliger quatsch! ich habe lediglich mal erwähnt, dass ich sie attraktiv finde. für mich hat ihr aussehen die wirkung eines hübschen bildes, ich schaue sie mir gerne mal an, das ist alles. mir gehen dann diese sticheleien meiner kolleginnen total auf die nerven. naja was soll`s.
meiner erfahrung nach haben gefühlsmenschen, mit ihren einschätzungen manchmal recht und manchmal nicht.

schönes wochenende

Re: Was sind Gefühle?
02.06.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

ich muss mir gerade ein Schmunzeln unterdrücken...klingt beim ersten Lesen wie "Szenen einer Ehe" von Loriot ;)

Nein, Spaß beiseite...ich kann Deine Frau, aber auch Dich verstehen.

Dies ist mir leider spontan eingefallen: Du nimmst die Gefühle Deiner Frau nicht ernst. Sie mögen Dir hysterisch und falsch erscheinen, aber sie sind nun mal da. Grinsen (auch wenn es dem guten Zweck dient nicht wütend zu werden) und an den Computer verschwinden hilft euch sicher nicht weiter. Das klingt für mich wie ein Hilferuf Deiner Frau. Die Quantität an Zeit, die Du mit ihr und den Kindern verbringst ist nicht ausschlaggebend...die Qualität zählt. Sie vermisst offensichtlich etwas, es ist wie ein Hilferuf.

Warst Du nicht derjenige, der gesagt hat, man könne als Alexi doch mal über seinen Schatten springen und Dinge tun, die einem nicht so liegen? Nimm sie doch in einer solchen Situation einfach mal in den Arm und zeig ihr damit, dass sie völlig falsch liegt und was sie Dir bedeutet. Du wärst überrascht, wie schnell sich so ein Thema erledigen kann. Das würde Dich ekeln? Es würde einem guten Zweck dienen.

Ich habe aber noch eine andere Idee, die auszuführen mir aber heute keine Zeit mehr bleibt.
Ich melde mich morgen.

Schönen Abend

Wanda

Re: Was sind Gefühle?
03.06.2012 von Anonym

Hallo,

[quote:1yb0245b]klingt beim ersten Lesen wie "Szenen einer Ehe" von Loriot ;)[/quote:1yb0245b]
Natürlich wissen sie und ich, dass ich jetzt ein paar Tage wortkarg bin und Ruhe haben will, bis sich alles wieder normalisiert hat. Bis zur nächsten Runde, demnächst hier in diesem Theater.

[quote:1yb0245b]Du nimmst die Gefühle Deiner Frau nicht ernst.[/quote:1yb0245b]
Doch. Ich verstehe diese Gefühle aber nicht. Fremdgehvorwürfe nehme ich allerdings wirklich nicht mehr ernst. Ansonsten wäre eine Trennung wohl unvermeidlich. Ich finde das nicht besser.

[quote:1yb0245b]Grinsen[/quote:1yb0245b]
Schmunzeln. Wohlwollendes, entkrampfendes Schmunzeln. Ich denke ihr habt ein so großes Repertoir an differenziertes Gefühlen und entsprechenden Ausdrucksformen. Warum macht ihr die paar Ausdrucksformen, die wir haben auch noch nieder?

[quote:1yb0245b]und an den Computer verschwinden hilft euch sicher nicht weiter.[/quote:1yb0245b]
Die Alternative handfester Streit wäre besser?

[quote:1yb0245b]Die Quantität an Zeit, die Du mit ihr und den Kindern verbringst ist nicht ausschlaggebend...die Qualität zählt.[/quote:1yb0245b]
Bei quantitativer Betrachtung würde man schnell fest stellen, dass unter Berücksichtigung von Frei-, Fahrt- und Arbeitszeiten, sowie dem damit erzielten Lebensstandard und Kennenlernmöglichkeiten gar keine Gelegenheit für Fremdgehen ist.

Das qualitative Ziel eröffnet geschickt die Möglichkeit die Messlatte immer noch etwas höher zu legen. Ein passendes Gefühl sorgt schon rechtzeitig dafür, dass das qualitative Ziel bzw. die gewünschte Qualität nie erreicht wird. Man hält dem Esel die Möhre vor und der rennt endlos hinterher. Der Esel weiß wenigstens die Richtung in die er rennen soll. Der Alexithyme strampelt sich chancenlos im Dunkeln ab.

Feste Vereinbarungen, z.B. Kuss vorm gehen, muss natürlich der Alexithyme streng einhalten, sonst macht er die Tür für Vorwürfe auf. Gestern ohne Kuss gegangen => du gehst fremd. Der nicht Alexithyme hat aber immer ein Gefühl bei der Hand, das ihn völlig zu Recht davon abhält, Vereinbarungen einzuhalten. Immer vorm gehen geküsst => du gehst fremd, ich fühle das. Und ohne feste Vereinbarungen, hat der Alexithyme immer verloren. Einfach sagen gib mir einen Kuss kann der Gefühlsmensch auch nicht. Denn der Alexithyme muss ja die Wünsche erraten, sonst gilt es ja nicht.

[quote:1yb0245b]Sie vermisst offensichtlich etwas, es ist wie ein Hilferuf.[/quote:1yb0245b]
Ja. Und sie wird immer etwas vermissen und immer um Hilfe rufen.

[quote:1yb0245b]Warst Du nicht derjenige, der gesagt hat, man könne als Alexi doch mal über seinen Schatten springen und Dinge tun, die einem nicht so liegen?[/quote:1yb0245b]
Allerdings habe ich vermutlich - ich müsste nachlesen, ob ich mich unklar ausgedrückt habe - nicht geschrieben, dass Alexithyme aus Spaß an der Freude ständig über ihren Schatten springen sollten. Wenn Alexithyme ein bestimmtes Ziel unbedingt erreichen wollen, müssen sie sich evtl. zwingen über ihren Schatten zu springen, auch wenn das sehr schwer fällt. Weil sie sonst keine Chance haben, das Ziel zu erreichen. Übrigens fühle ich mich bei der Bezeichnung Alexi nicht ernst genommen (keine Retourkutsche, sondern ist wirklich immer schon so). Schade, dass diese, aus meiner Sicht respektlose, Bezeichnung jetzt auch hier eingeführt wurde.

[quote:1yb0245b]Nimm sie doch in einer solchen Situation einfach mal in den Arm und zeig ihr damit, dass sie völlig falsch liegt und was sie Dir bedeutet.[/quote:1yb0245b]
Schlägst du vor, dass ich schauspielern soll? ;-)

[quote:1yb0245b]Du wärst überrascht, wie schnell sich so ein Thema erledigen kann.[/quote:1yb0245b]
Vielleicht wäre das Thema für den Augenblick erledigt. Es würde aber schnell wieder auftauchen.

[quote:1yb0245b]Das würde Dich ekeln? Es würde einem guten Zweck dienen.[/quote:1yb0245b]
Ekeln ist an der Stelle der falsche Ausdruck. Ich würde mich genau so verhalten, wie die Leute, die wirklich fremd gehen. Ich würde mich an ihrer Stelle erst recht nicht ernst genommen fühlen. Ich würde falsche Anschuldigungen belohnen. Ich würde einen Präzedenzfall schaffen. Ich würde mich bei solchen Lösungen auf Dauer aufgeben, lebenslang in jeder Situation schauspielern müssen und in der Folge (möglicherweise psychosomatisch) krank werden. Die vage Aussicht, dieses eine Mal die Situation im Sinn von Gefühlsmenschen zu entschärfen ist für mich kein Ziel, für das ich über den Schatten springen kann.

Was ich überhaupt nicht begreife ist: Ihr seid doch die liebenden, gefühlvollen Wesen, die aus Liebe alles für ihren Partner zu würden. Warum könnt ihr dann nicht auch nur ein kleines Stück verzichten oder auch nur auf die Fakten schauen? Einfach klar sagen, was ihr braucht? Warum setzt ihr immer noch eine Erwartung drauf? In der Realität müssen wir immer nachgeben. Während ihr auf euren Maximalforderungen besteht. Nach meiner Logik, müsste es doch genau anders herum sein.

Keine Sorge. Ich glaube ich verstehe deinen Vorschlag und aus Sicht eines Gefühlsmenschen ist der auch völlig in Ordnung und vielleicht sogar richtig. Aber ich, zur Zeit stellvertretend für Alexithyme, ticke in dieser Beziehung völlig anders.


Grüße

Re: Was sind Gefühle?
03.06.2012 von Anonym

War ich zu hart?

Re: Was sind Gefühle?
03.06.2012 von Wanda

Hallo Anonym,

nein, Du warst nicht zu hart. Ich finde es gut, dass Du so offen reagierst und habe auch damit gerechnet. Gar kein Problem für mich.

Ich will erst mal den Gedanken ausführen, für den ich gestern keine Zeit mehr hatte.

Mir hat es unglaublich geholfen, mich über Alexithymie zu informieren und mich damit auseinanderzusetzen. Wissen ist definitiv immer Macht (im positiven Sinne). Ich habe doch vor ein paar Tagen geschrieben, wie die meisten Gefühle entstehen. Dem Gefühl geht eine Situation voraus, die man gedanklich aufgrund von Erfahrungen bewertet. Im Zusammenleben mit einem Alexithymen muss diese Bewertung ständig korrigiert werden, damit es nicht zu Fehlinterpretationen und somit zu "falschen" (unnötigen negativen) Gefühlen kommt. Das ganze klappt bei mir schon ganz gut und wenn bei mir mal wieder "die Pferde durchgehen" spreche ich das bei meinem Partner an, hinterfrage seine Motivation, bevor ich alles nur negativ bewerte. Eine vernünftige Gesprächskultur und Offenheit von beiden Seiten sind extrem hilfreich.
Auch ich habe meinen Partner wohl schon mit völlig haltlosen Vorwürfen konfrontiert, die ihn hätten wütend machen können. Ich danke ihm dafür, dass er sich in diesem Momenten nicht zurückgezogen hat, sondern mir Gelegenheit gegeben hat, mich zu erklären. Auch wenn er meine Gefühle nicht versteht, respektiert er sie.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, weiß Deine Frau nichts über Deine Alexithymie. Korrigiere mich, falls ich falsch liege. Ich denke, es wäre einfacher für sie, wenn sie mehr über Dich wüsste.

Warum Deine Frau immer wieder mit diesem haltlosen Fremdgeh-Vorwurf ankommt, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Das kann nicht mit einem Küsschen zu viel oder zu wenig zu tun haben. So blöd sind Gefühlsmenschen dann doch nicht. Das Problem muss sehr viel tiefer liegen. Du wirst es nur rausfinden, wenn Du Dich auf ein offenes Gespräch einlässt. Du könntest herausfinden, warum Deine Frau, die Situation falsch bewertet und daraus diese negativen Gefühle entwickelt. Wenn also die Umarmung für Dich keine Lösung darstellt (was ich aufgrund Deiner Erklärung gut nachvollziehen kann), solltest Du andere Wege ausprobieren.
Ich werde den Eindruck nicht los, dass Du das Grundproblem ziemlich gut kennst, aber keinen Lösungsweg siehst.

[quote:ixaxq698]Das qualitative Ziel eröffnet geschickt die Möglichkeit die Messlatte immer noch etwas höher zu legen. Ein passendes Gefühl sorgt schon rechtzeitig dafür, dass das qualitative Ziel bzw. die gewünschte Qualität nie erreicht wird.[/quote:ixaxq698]

Wieso glaubst Du, dass Gefühlsmenschen nie zufrieden sein können? Manche Menschen haben sicher diesen Wesenszug, aber das ist meines Erachtens nicht typisch für Gefühlsmenschen. Du urteilst hier sehr subjektiv.

[quote:ixaxq698]Was ich überhaupt nicht begreife ist: Ihr seid doch die liebenden, gefühlvollen Wesen, die aus Liebe alles für ihren Partner zu würden. Warum könnt ihr dann nicht auch nur ein kleines Stück verzichten oder auch nur auf die Fakten schauen? Einfach klar sagen, was ihr braucht?[/quote:ixaxq698]

Gefühlsmenschen mit alexithymen Partnern verzichten sicher auf eine ganze Menge. Ich beispielsweise verzichte oft auf körperliche Nähe. Ich habe mich aber bewusst entschieden, das zu akzeptieren und versuche nicht permanent an der Schraube zu drehen, um vielleicht doch noch ein Stück weiterzukommen. Meine Minimalforderungen sind erfüllt und wenn darüber hinaus mehr kommt, freue ich mir ein Loch in den Bauch.
Viele Frauen sagen leider nicht klar, was sie wollen. Sie fragen z.B. ihren Partner "hast Du Hunger", wenn sie eigentlich selbst Hunger haben und sind dann enttäuscht, wenn der "nein" sagt. Solchen Käse habe ich mir schon vor längerer Zeit abgewöhnt. Damit kommt man bei keinem Mann weiter. Auch fühlende Männer stehen da zu recht völlig auf dem Schlauch.

Hoffentlich komme ich mit meinen ganzen Vorschlägen nicht zu sehr als "Psycho-Tante" rüber ;) .
Ich war 13 Jahre verheiratet und weiß, wie schwierig es ist, eingefahrene Pfade zu verlassen.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
03.06.2012 von RedQueen

hallo ihr beiden,

ich hatte vor ein paar monaten auf arbeit probleme mit einer kollegin die extrem eifersüchtig auf alles und jeden reagiert. um zu verstehen warum sie plötzlich mich so sehr hasst und wo das grund-problem eifersucht eigentlich herkommt, habe ich mich mit einem guten freund über eifersucht unterhalten. ich habe mich darüber auch belesen und meinen therapeuten befragt.
die fremd-geh-vorwürfe von deiner frau (anonym), sind eine eifersüchtige reaktion.
gründe für eifersucht können sein:
1. angst vor verlust. diese extreme angst kann schon entstehen, wenn ein mensch im kindesalter ein elternteil durch tod verloren hat. ich weiß ja nun nicht wie lange deine frau dir fremdgehen vorwirft, aber eventuell ist es möglich, dass sie kurz vor solchen vorwürfen jemanden verloren hat der ihr sehr am herzen lag.
2. mangel an selbstwertgefühl. wir alle haben in diesem forum schon oft genug zu lesen bekommen, dass wir gefühllose durch unser andersartiges handeln, die selbstwertgefühle der gefühlsmenschen ganz schön ankratzen.
3. der eifersüchtige partner ist deshalb eifersüchtig, weil er/sie dieses fremdgehen am eigenen leib zu spühren bekommen hat. entweder weil er/sie betrogen wurde oder weil er/sie selbst fremdgeher ist.
ich hoffe ich konnte bei diesem thema ein bisschen licht ins dunkel bringen.
aber am besten wäre es, du fragst deine frau einfach, wie sie überhaupt darauf kommt.

Re: Was sind Gefühle?
03.06.2012 von Wanda

Hallo RedQueen,

Eifersucht ist ein "beliebtes" Thema bei Gefühlsmenschen.
Dadurch, dass manche Menschen Eifersucht nicht in den Griff bekommen, ist schon so manche Beziehung oder Ehe zerbrochen. Soweit ich das beurteilen kann ist am häufigsten Mangel an Selbstwertgefühl ausschlaggebend für dieses Gefühl. Das wird Dir derjenige aber auch auf Nachfrage nicht bestätigen können, weil es ihm meist selbst nicht bewusst ist. In einer Beziehung zu einem alexithymen Menschen kommt das sicher in besonderem Maß zum tragen, weil sich der Gefühlsmensch durch mangelnde emotionale Zuwendung oder Körperkontakt nicht hinreichend bestätigt fühlt. Genau das meinte ich ja auch, als ich Anonym vorgeschlagen habe, seine Frau einfach in den Arm zu nehmen. Diese Art der Zuwendung würde ihr vielleicht die Bestätigung geben, die sie benötigt. Ich verstehe aber auch, dass das für ihn aus verschiedenen Gründen keine Option ist. Er wird wohl andere Wege finden müssen...

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Anonym

Hallo,
[quote:htmj9f0i]Ich denke, es wäre einfacher für sie, wenn sie mehr über Dich wüsste.[/quote:htmj9f0i]
An dieser Stelle wirkt wieder eine typisch alexithyme Eigenschaft. Die derzeitige Situation kenne ich: Es kommt hin und wieder zu Problemen, aber wir können uns wieder zusammenraufen.
Das würde ich tauschen mit einer Situation, die ich überhaupt nicht einschätzen kann und die ich nicht rückgängig machen kann. Mit Sicherheit wäre sie unheimlich besorgt, würde endlose Fragen stellen usw. Das Horrorszenario ist eine völlig unkalkulierbare Reaktion, wenn sie, die ständig hören will, ob sie denn noch geliebt wird, erfährt, dass ich nicht einmal weiß, was das bedeutet.
Es ist erheblich sicherer, das Thema Alexithymie nicht offen auf den Tisch zu legen, sondern in kleinen Schritten konkrete Schwierigkeiten zu beseitigen.

[quote:htmj9f0i]Du urteilst hier sehr subjektiv.[/quote:htmj9f0i]
Stimmt.

Grüße

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Wanda

Hallo,

ich persönlich ziehe immer die Wahrheit vor, auch wenn sie erst mal weh tut.
Für mich gibt es nichts schlimmeres, als im Dunkeln zu tappen und mich mit Zweifeln und Selbstvorwürfen zu quälen. Man spürt, dass etwas nicht stimmt (oder anders bzw. ungewohnt) ist, kann es aber nicht einordnen. Seit ich weiß, worum es hier geht, fühle ich mich sehr viel besser.

Ich kann verstehen, dass es schwierig wäre, nach 25 Jahren Ehe mit so was rauszurücken. Deine Angst vor dem von Dir beschriebenen Horrorszenario ist sicher begründet. Ich würde in diesem Fall wahrscheinlich nicht mit Besorgnis reagieren, sondern mit totaler Verärgerung, weil der Mensch, der mir am nächsten steht, etwas so wichtiges so lange vor mir geheim gehalten hat.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Anonym

[quote:7w9829a0]Seit ich weiß, worum es hier geht, fühle ich mich sehr viel besser.[/quote:7w9829a0]
Das glaube ich dir. Ich glaube auch, dass du rational und nicht völlig irrational reagieren würdest. Aber du bist aus meiner Sicht eine positive Ausnahme.

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Wanda

Danke für Deine Einschätzung.

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von RedQueen

[quote:chyo8x7i]Das glaube ich dir. Ich glaube auch, dass du rational und nicht völlig irrational reagieren würdest. Aber du bist aus meiner Sicht eine positive Ausnahme.[/quote:chyo8x7i]
dem stimme ich zu, wanda

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Wanda

Ihr macht mich ganz verlegen :oops:

Ich denke, es gibt eine Menge Gefühlsmenschen, die in der Lage sind, zu reflektieren und sich nicht immer als den Nabel der Welt betrachten.

Wenn man einiges erlebt hat, weiß man halt, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist...

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von RedQueen

[quote:2dd7or5k]die Welt nicht nur schwarz und weiß ist[/quote:2dd7or5k]
hey, das ist mein satz! ;)

wie fühlt sich verlegenheit an?

Re: Was sind Gefühle?
04.06.2012 von Wanda

Wie fühlt sich Verlegenheit an??? Du stellst mir aber heute schwierige Fragen!

Eigentlich kein unangenehmes Gefühl. Man könnte es als stille Freude mit einem Funken Unsicherheit beschreiben. Man freut sich, weil jemand etwas Nettes über einen gesagt hat, andererseits weiß man nicht so genau, ob man das auch verdient hat. Ich halte mich für nichts besonderes, versuche einfach nur, für alles im Leben offen zu sein und bin immer bereit zu reflektieren und dazu zu lernen.

Bestimmte körperliche Symptome, die damit verbunden wären, fallen mir keine ein. Manche Menschen werden rot im Gesicht...ich nicht.

Re: Was sind Gefühle?
06.06.2012 von RedQueen

hallöle wanda,

[quote:qydk7m66]Du stellst mir aber heute schwierige Fragen![/quote:qydk7m66]
für dich ist das eine schwierige frage? andere setzen das wissen darüber bei mir vorraus.
außerdem wenn ich mir für dich nicht solche fragen ausdenke, was soll ich dann sonst den ganzen tag machen?
seh es doch auch nicht so negativ, das führt nur zu negativen gefühlen. freu dich doch lieber darüber, das du anderen mit deinem wissen helfen kannst. ;)

[quote:qydk7m66]Eigentlich kein unangenehmes Gefühl. Man könnte es als stille Freude mit einem Funken Unsicherheit beschreiben.[/quote:qydk7m66]
freude fühlt sich ja so an das du innerlich warm wirst, aber wie fühlt sich unsicherheit an?

[quote:qydk7m66]Man freut sich, weil jemand etwas Nettes über einen gesagt hat, andererseits weiß man nicht so genau, ob man das auch verdient hat.[/quote:qydk7m66]
wenn du die netten worte nicht verdient hättest, dann hättest du die netten worte nicht gehört!!!
warum zweifelst du daran nette worte zu verdienen?
ich weiß zwar nicht ob es typisch alexi ist, aber bei mir ist es definitiv der fall. wenn ich etwas positives über jemanden zu sagen habe, dann meine ich es auch so und stehe 100%ig dahinter. also finde ich es nicht so gut, wenn du an meinen worten in irgendeiner form zweifelst. wobei ich auch glaube das du nicht gemeint hast, du würdest an meinen worten zweifeln.

Re: Was sind Gefühle?
06.06.2012 von Wanda

Hallo RedQueen,

[quote:2lco13r4]bei mir ist es definitiv der fall. wenn ich etwas positives über jemanden zu sagen habe, dann meine ich es auch so und stehe 100%ig dahinter[/quote:2lco13r4]

Eine sehr gute Eigenschaft, die Du unbedingt beibehalten solltest. Ich zweifle keinesfalls an der Aufrichtigkeit Deiner Worte. Keine Ahnung, warum ich mit Komplimenten nicht so gut umgehen kann. Das regt mich jetzt schon wieder zum Nachdenken an. Vielleicht lerne ich hier im Forum mehr über mich, als über Alexithymie ;) .

Wie sich Unsicherheit anfühlt? Sorry, aber damit verbinde ich kein bestimmtes Körpergefühl. Ich denke, das hat doch eher was mit dem Verstand zu tun, der eine bestimmte Situation nicht so genau einordnen oder bewerten kann.

LG, Wanda

Re: Was sind Gefühle?
07.06.2012 von RedQueen

hallo wanda,

[quote:2pjq80pw]Keine Ahnung, warum ich mit Komplimenten nicht so gut umgehen kann[/quote:2pjq80pw]
im grunde genommen hast du es schon selbst beantwortet und brauchst gar nicht mehr darüber nachdenken.
[quote:2pjq80pw]Eine sehr gute Eigenschaft, die Du unbedingt beibehalten solltest[/quote:2pjq80pw]
das du das extra erwähnst zeigt doch, dass diese eigenschaft nicht mehr bei anderen vorrausgesetzt wird oder werden kann und es dich positiv überrascht hat. ich mag aufrichtigkeit, genau wie du, aber mit der zeit habe ich gelernt (aus beobachtung ;) ), dass viele nicht so ehrlich sind, wie sie es von sich behaupten. du hast das wahrscheinlich auch schon bemerkt. bei mir ist es sogar so, wenn ich ein kompliment bekomme aufgrund dessen wie ich von anderen wahrgenommen werde und ich eine gegenteilige meinung habe, dann zweifle ich nicht nur, ich überhöre sowas.
ich bastele mal an deinem text herum, als zweite erklärung für deine zweifel.
[quote:2pjq80pw]Unsicherheit verbinde ich mit dem Verstand, der eine bestimmte Situation nicht so genau einordnen oder bewerten kann[/quote:2pjq80pw]
unsicherheit war ja zweifel.

reicht dir das zur beantwortung, warum du an komplimenten zweifelst?

schönen abend noch

Re: Was sind Gefühle?
07.06.2012 von RedQueen

hallöchen wanda,

ich habe gerade bemerkt, dass ich eben die situationen durcheinander gebracht habe.
sorry, ich bin wohl etwas angetrunken, wir waren heute vom betrieb aus bei einem weinberg und haben wein verkostet.
was ich erklärt habe ist ja gar nicht die situation um die es ging, sondern eine ganz andere.
meine erklärte situation passt ja nur dann, wenn man von jemanden ein kompliment bekommt, was man nicht ernst nehmen kann, warum auch immer.
die situation um die es ja wirklich ging, war ja das man ein kompliment bekommt, was man ernst nimmt und bei dem man verlegen wird. verlegenheit war freude und ein spritzer unsicherheit.
ich würde einfach mal behaupten, dass dieses unsichere gefühl nur daher kommt, weil das kompliment dich überrascht hatte. anonym und ich haben dir ja ein kompliment gemacht, womit du nicht gerechnet hattest. du selbst hast gar nicht das positive an dir erkannt, worauf wir dich aufmerksam gemacht haben.
es sind also nicht zweifel, weil du der meinung bist du verdienst es nicht, sondern eher ein unsicheres gefühl, weil du auf eine positive eigenschaft aufmerksam gemacht wurdest, welche du selbst nicht an dir bemerkt hast.
in solchen situationen werde ich nicht verlegen, sondern ziehe verwundert die (linke) augenbraue hoch.

Re: Was sind Gefühle?
08.06.2012 von Wanda

Hallo RedQueen,

ich denke, meine Verlegenheit hat verschiedene Gründe. Einerseits war ich tatsächlich überrascht und wirklich erfreut über Eure Einschätzung, andererseits bin ich immer sehr selbstkritisch und denke, ich mache jede Menge Fehler und habe das Kompliment vielleicht doch nicht verdient.

[quote:3hw415zv]ich mag aufrichtigkeit, genau wie du, aber mit der zeit habe ich gelernt (aus beobachtung ), dass viele nicht so ehrlich sind, wie sie es von sich behaupten[/quote:3hw415zv]

Da muss ich Dir leider Recht geben. Viele Menschen sind unaufrichtig und drehen sich die Dinge zu ihrem eigenen Vorteil. Im Berufsleben bin ich daher immer vorsichtig und gebe auch nicht allzu viel von mir preis. Im Privatleben hingegen finde ich es wichtig, dass man Menschen hat, denen man 100%tig vertrauen und sich öffnen kann. Ich habe zum Glück zwei solche Menschen. Meinen Freund und eine Freundin, die ich schon seit der Schulzeit kenne (was ziemlich lange her ist ;) ).

Ich merke gerade, wir kommen immer weiter vom Thema dieses threads weg. Also versuche ich mal die Kurve zu kriegen.

Bestimmte Menschen an mich ran zu lassen oder andere auf Abstand zu halten, entscheide ich in erster Linie gefühlsmäßig. Die ersten paar Sekunden sind entscheidend. Manche Menschen rufen bei mir ein großes Unbehagen hervor, ohne dass ich den Grund dafür genau benennen könnte, bei anderen hingegen fühle ich mich auf Anhieb wohl und entspannt. Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich in Fällen, in denen ich mich gegen mein Gefühl entschieden habe, fast immer irgendwann die Bestätigung des negativen Gefühls erhalten habe. Derjenige hat sich dann letztendlich als unaufrichtig, egoistisch oder schlicht als öder unkritischer Langweiler entpuppt.
Wie läuft das bei Dir?

LG, Wanda

P.S. Bei der Weinprobe wäre ich gerne dabei gewesen. Ich schätze einen guten Tropfen sehr :)

Re: Was sind Gefühle?
08.06.2012 von RedQueen

guten abend wanda,

[quote:2qxpc909]Wie läuft das bei Dir?[/quote:2qxpc909]
du stellst mir ja schwierige fragen, zu so später stunde. :D
ich fühle wie immer nichts in irgendeiner form und würde es von daher eher inneren instinkt nennen, bei mir. es gab schon jemanden (das ist mein hellseher-kumpel, der immer weiß wann ich umarmt werden will) in meinem leben den ich schon am ersten tag dinge über mich erzählt habe, die ich anderen nicht mal nach 5 jahren erzählt habe und auch welche denen ich nie was erzählen werde. ich kann auch nicht ergründen woran das liegt, aber bei einigen weiß ich einfach, dass sie nicht so viel informationen über mich haben sollten. ich stelle später ebenfalls fest, dass sich diese "ahnung", als richtig erwiesen hat. wobei ich mal so am rande erwähne, dass ich noch nie jemanden ganz an mich ran gelassen habe.
wenn irgend etwas wichtiges erledigt werden muss oder bei geld-angelegenheiten, vertraue ich niemandem, ich mache es entweder selbst oder überprüfe alles.

p.s. zur nächsten weinprobe, nehme ich dich einfach mit. ;)

Re: Was sind Gefühle?
22.07.2012 von Elana

An welchen Verhaltensweisen sind bestimmte Gefühle eindeutig ableitbar?

Re: Was sind Gefühle?
22.07.2012 von Abendstern

Also ich sehr ganz deutlich wenn jemand traurig ist, wenn er weint und wenn er dann noch „aua“ aua“ dazu jammert -tut ihm auch noch was weh.
Wenn jemand herzhaft lacht, dann ist er fröhlich.

Für mich ist es einfach Leuten am Gesichtsausdruck die Gefühle abzulesen, wie in diesem Test
http://www.cio.com/article/facial-expressions-test

(ähm- wie binde ich hier einen link ein?)

Liebe und Zuneigung dagegen wird ja auch oft mit Körperkontakt ausgedrückt, aber man kann dann auch was Hübsches sagen: wie „Schönes Kleid hast du an!“ oder „Du siehst heute so gut aus!“, selbst nachfragen sind da auch ein schöner ein Zuneigungsbeweis, „Wie gehst dir und der Familie?“ oder „Was macht der neue Job?“ u.s.w…. Interesse an einem andern zeigen, bedeute sich auch für sein Umfeld und sein Leben wenigstens scheinbar zu interessieren.
Verrückte Welt unser Miteinander!

LG vom Abendstern

Re: Was sind Gefühle?
23.07.2012 von Elana

Danke für den Link, hab´s gerade getestet. ;)

Re: Was sind Gefühle?
24.07.2012 von Anonym

Hallo,

Links einbinden geht nicht. Zumindest ging es nicht, als ich es zuletzt versucht habe.

Mein Ergebnis beim Test:

Gesicht – Versuche
1 - 4
2 – 1
3 – 7
4 – 3
5 – 1
6 – 4
7 – 2
8 – 1
9 – 4
10 – 1

Wie oft ich mir die Gesichtsänderung angesehen habe, bevor ich überhaupt einen Versuch gemacht habe und wie oft ich mir nach einem Fehlversuch die Gesichtsänderung neu angeschaut habe vor dem nächsten Versuch, habe ich nicht gezählt.

Ich habe auf der Seite nichts gefunden, was mir das Ergebnis jetzt sagt. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Leute gibt, die das besser können.

Grüße

gefühle wie ich sie fühle
23.04.2013 von Marie

Hass und Wut spüre ich am deutlichsten, sehr oft ist es ein schmerz im Bauch und im Brustkorb. Liebe ist bei mir das schwächste Gefühl, wenn ich sie überhaubt spühr. Viele meiner Beziehungen sind daran zerbrochen, dass ich nur sehr schwer zeigen konnte das ich die Liebe, die sie mir gaben erwiederte. Trauer empfinde ich nur kurz und die zeig sich durch Kopfschmerzen.

Einsichten
25.07.2013 von NovaStorm

Hallo!

Eigentlich wollte ich zu dem Thema zunächst nur lesen, aber jetzt muss ich mich doch mal einschalten.

Ich war früher, bis ins junge Erwachsenenalter, ein sehr emotionaler Mensch. Dann folgten einige emotionale Schläge, die stark traumatisierend waren, dann eine Krankheit mit starken Schmerzen und zum Schluss auch noch die Medikamente, die mich dann vollends zum Alexi machten. Ich wohl nicht komplett unfähig etwas zu empfinden, manchmal bin ich mir aber auch nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch nur die Erinnerungen sind, die immer noch lebendig sind.

Es ist schwer zu beschreiben, wie man sich als Alexi "fühlt" (an sich schon wieder so ein absurder Vergleich, der es nicht genau trifft), zumal ich glaube, dass es bestimmt nicht jedem Alexi gleich geht. Bei mir scheint es wie eine Wand zu sein, die mich von meiner Gefühlswelt trennt. Manchmal scheint noch etwas hindurch zu schlüpfen, oft sind die Reaktionen aber unpassend.

Ich bin geneigt dazu, es mit den Leuten zu vergleichen, die diese Nervenerkrankung haben, die sie Schmerzen nicht richtig, oder überhaupt nicht, einordnen lässt (die man oft als Kind mit Helm sieht). Verbrennt oder schneidet sich so ein Mensch, dann kann er vielleicht sehen, dass mit seiner Haut etwas nicht stimmt, aber ein Gefühl für den Schmerz, oder die Verletzung, hat diese Person nicht. Das ist auch der Grund, warum diese Menschen in jungen Jahren den Helm tragen müssen, ein Bewusstsein für Gefahren ist nicht wirklich vorhanden, und es muss alles mühsam erlernt werden. Es ist für diese Menschen nicht natürlich, dass man sich schwer verletzt, wenn man in ein Auto läuft, das 80 Sachen drauf hat. Jeder normale Mensch würde in dieser Phase wie ein totaler Angsthase wirken. Man sieht einfach den Grund nicht, warum es so erstrebenswert ist, Verletzungen zu vermeiden.

So ähnlich ist es mit der Alexi auf der Gefühlsebene. Ich habe das "Glück" den Fundus aus ehemaligen Gefühlen nutzen zu können, was den Alltag etwas leichter macht, aber irgendwie auch seltsam belastend ist. Ich hatte auch eine Freundin, die ich als krankhaft eifersüchtig empfunden habe. Früher hätte ich Anteil genommen, und versucht ihr zu beweisen, dass ich ihr treu war. Nach dem Ausbruch der Alexi (oder besser dem Fehlen der Gefühle, denn Alexi ist nichts war man hat, es ist etwas was man nicht *mehr* hat) lief es jedoch anders. Es war wohl die Anfangszeit, in der ich meiner Gefühlsarmut noch nicht wirklich bewusst war. Es war nur logisch, dass ich, nachdem ich den Stress eh hatte (die unendlichen Diskussionen auf verschiedenen Gefühlsebenen waren damals sehr ermüdend für mich) , nun auch untreu sein dürfte. Heute käme dergleichen nicht mehr in Frage, da mir wieder bewusst ist, was mein Handel in den Gefühlsmenschen auslöst, die in meiner Umgebung sind. Als Alexi, der schon immer so war, fehlt natürlich dieser Bezug oft. Jeder noch so ernste Versuch der Auseinandersetzung mit "Gefühlen" ist nur eine abstrakte Annäherung. Bedeutet hat es mir damals nicht viel, ich wusste nur von früher, dass Sex generell etwas erstrebenswertes ist.

Ein Vorschreiber sagte, dass es bei ihm ja keine Zeit zum fremd gehen gegeben hätte ... doch die Zeit dafür findet man immer .. ob es die nette Sekretärin im Lager ist, oder eine echte Affaire während des "Staus". Natürlich ist zunächst oft nicht viel an den Vorwürfen dran und es handelt sich eher um Missverständnisse, die Angst ist für die Gefühlsmenschen aber durchaus real. Als Gefühlsmensch findet man Sex erstrebenswert, es kostet einen Gefühlsmenschen oft Überwindung keinen Sex zu haben, wenn man Verpflichtungen hat, unter denen man eigentlich zur Treue angehalten ist. Natürlich ist Sex auch bei Gefühlsarmut eine angenehme Sache, aber wohl nichts, das einen derartigen Stellenwert einnimmt wie bei den Gefühlsmenschen (ist jedenfalls bei mir so). Das kann ein Gefühlsmensch weniger nachvollziehen, und denkt emotionale Kälte ist ein Hinweis darauf, dass eine andere Person diese Emotionen vielleicht bekommt. Wenn man die entsprechenden Hilferufe des Gefühlsmenschen dann nicht anerkennt, wird es die Beziehung langsam zerbröseln. Das macht Beziehungen dieser Art ja auch so schwierig. Ohne die entsprechenden Gefühle denkt man, dass es reicht ein bestimmtes Verhalten (nicht) an den Tag zu legen, leider sind Beziehungen nicht so einfach aufgebaut, ein Großteil der Beziehung läuft über das Gefühl, dass der Fühlende empfindet. Die direkte Interaktion auf die Gefühle des Partners ist sehr wichtig, dann ist es natürlich nicht leicht, wenn ein Partner keinerlei Einsicht in Gefühle an sich hat. Selbst wenn man diese Gefühle einst selbst kannte, ist es immer noch ein schweres Unterfangen. Wirklich empfinden kann man es nicht, aber man erinnert sich daran, wie es mal war. Ich hab z.B. besonders Probleme Trauer, Sorge und Wut auseinander zu halten, um dann entsprechend reagieren zu können.




So, nun aber zurück zu dem Thema "Was sind Gefühle". Ich glaube schon, dass die "Symptome" (wie es Alexis gerne sehen) durchaus unterschiedlich sein könnten. Bei mir hat Vorfreude und Freude im Bauch gekribbelt (die sprichwörtlichen Schmetterling sind auch ein greifbares Gefühl, genau wie der Herz-Schmerz), bei starker Vorfreude kam noch ein Kitzeln/Kribbeln in der Kieferleiste hinzu. Was man als Alexi nicht versteht ... das ist nicht das Gefühl, das sind nur Begleitsymptome. Das Gefühl ist etwas tieferes, unmissverständliches für Gefühlsmenschen. Man kann es nicht greifen und nur schwer umschreiben, wirklich passende Worte gibt es dafür nicht, da es etwas archaisches ist, das schon vor der Entwicklung der Sprache da war und gleichzeitig so intensiv ist, dass ein Wort es nie fassen könnte. Es ist ungefähr so, als würde man versuchen dem Kind, das keinen Schmerz kennt, zu erklären wie sich eine Verbrennung anfühlt (oder dem Blinden die Farbe Blau).

Ich glaube vor dem Hintergrund macht es vielleicht Sinn, Gefühle wie einen Sinn zu behandeln. Es ist zwar nicht genau treffend, aber man kann es damit vergleichen. Dann ist auch einleuchtender, warum es so schwer ist eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden. Unsere Sinne gehen so tief, dass uns für viele Eindrücke die passenden Worte fehlen. Eine Disharmonie oder einen Akkord kann man einem Tauben nicht erklären. Bei mir wäre es nach dieser Analogie so, als würde ich unter einer schalldichten Käseglocke in einem Konzert sitzen, dass ich schon gehört habe. Ich kann zwar sehen wie die Leute auf der Bühne agieren, ich weiß wie die Lieder sich ungefähr anhören müssten, doch von der aktuell gespielten Musik bekomme ich nichts mit. Es dauert auch bei jedem Lied, bis ich mir eine Vorstellung davon machen konnte, welches Lied jetzt genau gespielt werden könnte. Wenn man in diesem Fall jedoch noch nie auf einem Konzert war, ja vielleicht noch nicht einmal einen Begriff davon hat, was bei einem Konzert passiert, dann käme einem dies Alles noch viel seltsamer vor. Man sieht was passiert, versteht aber den Sinn nicht, findet alles unsinnig und total übertrieben. Am Ende versteht man nicht, warum sich hunderte von Menschen eingefunden haben, nur um zu sehen wie ein paar Leute komisch auf eine Bühne agieren. Man empfindet es als Zeitverschwendung, langweilt sich vielleicht ... und eine Sache ist klar wie das Glas der Käseglocke ... sowas braucht man eigentlich nicht. Die Fühlenden (in diesem Fall Hörenden) sehen die Käseglocke nicht und fragen sich, wie man dieses tolle Konzert nicht mögen kann. Für den Alexi ist es schwer zu verstehen, dass jedes Konzert anders ist, dass es tolle und weniger tolle gibt, und dass einige so schräg sind, dass man sie vermeiden will. Für den Alexi ist es immer die gleiche Käseglocke, die Leute hüpfen zwar anders auf der Bühne, doch wäre alles Andere interessanter.


Entschuldigt falls meinem Text ein wenig die Struktur fehlt, es ist für mich immer noch schwierig darüber zu reden, da ich inzwischen sehr das Bedürfnis habe wieder so zu empfinden wie früher. Es ist nicht angenehm sich unter dieser Käseglocke der Gefühlsarmut zu befinden. Ich weiß nicht, ob es vielleicht wirklich leichter ist, wenn man es nie anders kannte.


Gruß,
Nova

Etwas rein zufälliges was mir eingefallen ist
19.03.2014 von JackKommentah

Wenn mir richtig warm ist ich aber trotzdem Energie habe (also nicht wie bei Fieber), verliere ich relativ viel meiner eigentlich sehr Beherrschten Gefühls-Kontrolle , ich lache ganz leicht und habe sonderbare Gedanken die selbst den schlechtesten Kommentar absolut ober witzig machen.
Das ist erstmal Peinlich, man fühlt sich als wäre man bescheuert, weil kaum jemand anderes lacht. Lachen ist in so einer Situation nicht immer mit einem "Ha ha" usw. verbunden sondern einem kann ganz Heiß im Gesicht werden, man glaubt man wäre dann rot wie eine Erdbeere. Zudem spannen sich die Bauchmuskeln auf eine andere Art an, so das zu langes Lachen weh tut.

Wenn ich gestresst, genervt, frustriert oder sehr gelangweilt bin, fällt mir es sehr schwer mich auf diese Art zu freuen. Man muss dafür glaube ich einfach zu einem Gewissen grad entspannt und un geplagt sein.
Desto mehr Ich unternehme, was nicht Todlangweilig ist, desto aktiver ich bin und desto gesünder ich mich fühle, desto leichter Lache ich. Während man lacht, hat man ein Glücksgefühl ähnlich erleichternd wie wenn man eine Aufgabe löst, welche einen genervt hat, viel Zeit für nichts gekostet hat und grade fertig geworden ist und realisiert, dass man jetzt endlich machen kann was man will.

Ich weiss nicht ob du diese Ungeduld kennst...?

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