Thema: Verdacht auf Alexi/ welche Behandlungsmöglichkeiten

Deutsches Alexithymie Forum > Betroffene und Angehörige

Verdacht auf Alexi/ welche Behandlungsmöglichkeiten
21.04.2025 von Lichtblick

Bei meinem Mann deutet alles auf Alexi hin, wird aber auf Depression behandelt. Aber nichts scheint zu helfen. Er kann keinerlei Gefühle empfinden , dies ist aber das einzige was auf Depression hindeuten könnte.
Nun meine Frage: wie kann man Alexi behandeln? Wir sind beide schon so verzweifelt und er hat sich schon aufgegeben,.
Als ich den Beitrag und das Forum über Alexi gesehen habe, ist mir so vieles klar geworden und ich bin mir fast sicher dass dies ein behandlungsansatz wäre.
Ich bin um jede Antwort dankbar!!

21.04.2025 von OldDreamer

Hallo Lichtblick
ich denke ein offenes Gespräch darüber mit dem Partner würde alles leichter machen.
WENN ein Gespräch funktioniert. Bei meiner Frau folgt dann nur ein "so bin ich eben" und vielleicht noch ein "du bist eh ein Sensibelchen" hinterhergeschoben.

Ich habe auch gelesen, dass Alexithymie ja keine Krankheit ist, sondern ein "fehlen" und somit nicht wirklich behandelbar, ausser in Gesprächs oder Partnertherapien. Es gibt immer noch wenig Literatur über Alexithymie und es ist ein blinder Fleck - was ja wieder seine Ironie hat - Gefühlblindheit und ein blinder Fleck in der Psychologie.

Du schreibst ihr seid beide verzweifelt, ich möchte fast schreiben: Das ist gut. Es ist zumindest euer beider Problem und nicht deines allein damit umzugehen. Könnt ihr nicht versuchen über Gefühle zu reden?
Wenn die Gesprächsbereitschaft da ist und es beiden gelingt es nicht als Drama zu sehen, würde das nicht alles leichter machen? Ein rein fiktiver Gedanke: Du sagst mit einem grinsen "fühlst du schon wieder nichts"?
und nimmst ihn in den Arm und sagst ich fühle ab jetzt für dich mit. Nur ein Gedanke


06.08.2025 von Newton

Hallo ihr Beiden,
Auch wenn die Beiträge schon eine Weile her sind, möchte ich gern antworten.

Meiner Meinung nach, ist es unheimlich auslaugend und eine Aufgabe bis zur Selbstaufgabe, für den Partner/die Partnerin mitzufühlen.
Es birgt auch folgende Schwierigkeiten:

Zum einen weißt du ja nicht genau, was der Andere fühlt. Die „Fehlerquote“ könnte hoch sein, auch wenn man sich gut kennt. Dann kann das Verhalten falsch interpretiert werden und es entstehen tiefe Missverständnisse.
Es ist ja nicht so, dass der Gegenüber nichts fühlt, er kann das alles „nur“ nicht einordnen, nicht spiegeln, nicht ausdrücken.

Zum anderen entbindet „Ich fühle für Dich mit“ den Menschen mit Alexithymie von der Beziehungsarbeit, - jedenfalls meiner Meinung nach.
Natürlich müssen Partner mit Alexithymie viel mehr Energie aufwenden, Lernprozesse durchlaufen, weil Nähe/Intimität viel Arbeit für sie bedeutet. -Aber wir sollten es ihnen (besonders nach langen auszehrenden Partnerschaften) wert sein. Oder?

Emotionale Leere/Ausgelaugt sein ist ein großes/sehr großes Problem für Angehörige.

Meiner Meinung nach, macht es zunächst Sinn, für sich selbst anzuerkennen, dass man eigenen „emotionalen Schaden“ bekommen hat.

Es ist, so denke ich, wirklich wichtig zu bemerken, dass das eigene emotionale Konto im Minus ist. Unerfüllte Bedürfnisse dahinter stehen, viel Kummer, Einsamkeit, Selbstzweifel und letztendlich Sorge wie es weitergehen soll.

Angehörige sollten Dinge tun, die ihnen gut tun. Herauszufinden, was das sein kann, ist auch anstrengend, oder?
Vielleicht weiß man gar nicht mehr, dass es auch andere Dinge gibt, die diese Leere füllen könnten?
Mitgefühl für sich selbst entwickeln, ist meiner Meinung nach der wichtigste erste Schritt, sich um die eigene innere Leere zu kümmern.

Wenn man dann noch Energie haben sollte und vom eigenen Schmerz, der Trauer oder Wut nicht überwältigt wird…. dann kann man dem Liebsten/der Liebsten auf transparente, erklärende Weise mitteilen, wie und warum fühlt. (Ich bin ratlos, weil…/ ich bin wütend, weil…./ Ich bin verwirrt, weil… Ich bin unentschlossen, weil…)

Das könnte dem Betroffenen die Möglichkeit geben, zu verstehen und zu lernen. Deinen Gesichtsausdruck, Stimmlage und Körperhaltung mit einem Gefühl zu verknüpfen. Bei mir ist meine Verzweiflung, die mein Partner nicht wahrnehmen/ für sich nicht übersetzen kann.

Mehr als „dolmetschen“ können wir meiner Meinung nach nicht tun. Das Gehirn ist neuroplastisch, das bedeutet es kann lernen.
Ob der/die Gegenüber bereit dazu ist, liegt nicht in unserer Hand.
Aber wir, als Angehörige können auch lernen, nämlich, die Leere anders zu füllen.
(Damit meine ich aber nicht fremd gehen, oder so etwas.)

Liebe Grüße

06.08.2025 von Newton

Hallo ihr Beiden,
Auch wenn die Beiträge schon eine Weile her sind, möchte ich gern antworten.

Meiner Meinung nach, ist es unheimlich auslaugend und eine Aufgabe bis zur Selbstaufgabe, für den Partner/die Partnerin mitzufühlen.
Es birgt auch folgende Schwierigkeiten:

Zum einen weißt du ja nicht genau, was der Andere fühlt. Die „Fehlerquote“ könnte hoch sein, auch wenn man sich gut kennt. Dann kann das Verhalten falsch interpretiert werden und es entstehen tiefe Missverständnisse.
Es ist ja nicht so, dass der Gegenüber nichts fühlt, er kann das alles „nur“ nicht einordnen, nicht spiegeln, nicht ausdrücken.

Zum anderen entbindet „Ich fühle für Dich mit“ den Menschen mit Alexithymie von der Beziehungsarbeit, - jedenfalls meiner Meinung nach.
Natürlich müssen Partner mit Alexithymie viel mehr Energie aufwenden, Lernprozesse durchlaufen, weil Nähe/Intimität viel Arbeit für sie bedeutet. -Aber wir sollten es ihnen (besonders nach langen auszehrenden Partnerschaften) wert sein. Oder?

Emotionale Leere/Ausgelaugt sein ist ein großes/sehr großes Problem für Angehörige.

Meiner Meinung nach, macht es zunächst Sinn, für sich selbst anzuerkennen, dass man eigenen „emotionalen Schaden“ bekommen hat.

Es ist, so denke ich, wirklich wichtig zu bemerken, dass das eigene emotionale Konto im Minus ist. Unerfüllte Bedürfnisse dahinter stehen, viel Kummer, Einsamkeit, Selbstzweifel und letztendlich Sorge wie es weitergehen soll.

Angehörige sollten Dinge tun, die ihnen gut tun. Herauszufinden, was das sein kann, ist auch anstrengend, oder?
Vielleicht weiß man gar nicht mehr, dass es auch andere Dinge gibt, die diese Leere füllen könnten?
Mitgefühl für sich selbst entwickeln, ist meiner Meinung nach der wichtigste erste Schritt, sich um die eigene innere Leere zu kümmern.

Wenn man dann noch Energie haben sollte und vom eigenen Schmerz, der Trauer oder Wut nicht überwältigt wird…. dann kann man dem Liebsten/der Liebsten auf transparente, erklärende Weise mitteilen, wie und warum fühlt. (Ich bin ratlos, weil…/ ich bin wütend, weil…./ Ich bin verwirrt, weil… Ich bin unentschlossen, weil…)

Das könnte dem Betroffenen die Möglichkeit geben, zu verstehen und zu lernen. Deinen Gesichtsausdruck, Stimmlage und Körperhaltung mit einem Gefühl zu verknüpfen. Bei mir ist meine Verzweiflung, die mein Partner nicht wahrnehmen/ für sich nicht übersetzen kann.

Mehr als „dolmetschen“ können wir meiner Meinung nach nicht tun. Das Gehirn ist neuroplastisch, das bedeutet es kann lernen.
Ob der/die Gegenüber bereit dazu ist, liegt nicht in unserer Hand.
Aber wir, als Angehörige können auch lernen, nämlich, die Leere anders zu füllen.
(Damit meine ich aber nicht fremd gehen, oder so etwas.)

Liebe Grüße

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